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Paul-Lieberknecht-Weg – eine späte Würdigung

Ein jahrzehntelang Vergessener standhafter Nazi-Gegner, soll endlich auch öffentlich gewürdigt werden.

Zusammen mit dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie hat Kassel-West e.V. dem Ortsbeirat Vorderer Westen vorgeschlagen, sich gegenüber dem Magistrat der Stadt Kassel dafür einzusetzen, den bisher unbenannten Weg von der Wilhelmshöher Allee zur Luisenstraße nach Paul Lieberknecht zu benennen. Der Ortsbeirat stimmte dem in seiner Sitzung am 26. September 2019 zu. Nachfahren und die heutige Gemeinde freuen sich sehr darüber. Der Magistrat hat dem Ansinnen des Ortsbeirats am 18.5.2020 zugstimmt. Das Straßenschild soll die Erläuterung tragen:

Paul Lieberknecht, 1886-1947
Pfarrer an der Kreuzkirche 1925-1941, im Nationalsozialismus verfolgt Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“ in Kassel

Auslöser dafür war, dass die Gemeinde der Kreuzkirche ihren ehemaligen und lange vergessenen Pfarrer Paul Lieberknecht mit einer Gedenkveranstaltung am 10. September gewürdigt hatte, in deren Rahmen eine Gedenktafel enthüllt wurde, die in Kircheninneren angebracht wurde. Auf dieser heißt es:


"Zum Gedenken an Paul Lieberknecht
(*1886 †1947)

Von 1925 bis 1941 war Paul Lieberknecht Pfarrer an der Kreuzkirche. Als Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“ in Kassel und als Vertrauensmann des „Büro Pfarrer Grüber“ setzte er sich für Juden und Christen jüdischer Herkunft ein. Als mutiger Helfer nahm er Vorladungen und ständige Überwachung durch die Geheimpolizei auf sich.
Angesichts des zunehmenden politischen Drucks hatte er die Unterstützung seiner Kirche erhofft, die ihm jedoch mit Blick auf seine Ehescheidung versagt wurde. Dies führte zu einem so schweren Konflikt mit der Landeskirche, dass er 1941 das Pfarramt niederlegte und ein Jahr später resigniert aus der Kirche austrat.
Nach dem Krieg wurde sein Antrag auf Wiedereinsetzung ins Pfarramt abgelehnt. Die Verleumdung, er sei Nutznießer der NS-Diktatur gewesen, hat ihn an seiner Kirche verzweifeln lassen.
Ende 1945 gründete er in Kassel eine Notgemeinde besonders für Christen jüdischer Herkunft. Dieser blieb er bis zu seinem Tod als Prediger und Seelsorger verbunden.
Seine zweite Frau Maria, geb. Hellwig, hat ihn in seinem Engagement unterstützt und für ein ehrenvolles Andenken ihres Mannes gekämpft.
Wir wollen Paul Lieberknecht, den aufrechten Christen, nicht vergessen.

Die Kirchengemeinde der Kreuzkirche Kassel
im September 2019"


Mehr erfahren Sie hier:

Paul Lieberknecht (Quelle: Stadtarchiv Kassel A 3 33 Nr 4)