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August Rosterg

August Rosterg wohnte von 1911  bis 1914 in der Kaiserstraße 45 (Goethestraße), von 1919 bis November 1943 in der eigenen "Villa Rosterg", Kaiserstraße 56, am heutigen Goethestern.

Dem 1870 als zehntes von dreizehn Kindern geborenen August Rosterg gelang der Aufstieg aus einer Bergmannsfamilie an die Spitze von Wintershall. Er war schon vor 1933 und auch danach ein Förderer des Nationalsozialismus.

Rosterg hatte nach dem Besuch der Volksschule zunächst als Bergmann gearbeitet, absolvierte dann verschiedene Schulen und schließlich auch die Bergbauakademie in Clausthal-Zellerfeld. 1898 erhielt der Ingenieur eine Anstellung als Betriebsführer bei der Kali-Bohrgesellschaft Wintershall, wo er besonders erfolgreich bei der Kaligrube Grimberg bei Heringen/Werra tätig war. Bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs stieg er zum Generaldirektor des Kalibergwerks auf (seit 1918 auf Lebenszeit). Er baute das Unternehmen in den 1920er Jahren zu einem verzweigten Konzern um, unter anderem durch die Angliederung von 154 weiteren Bergwerken. Zusammen mit der Dresdner Bank gründete Rosterg 1921 die „Kali-Industrie-AG“ Kassel, eine Finanzierungs- und Holdinggesellschaft, aus der 1929 die Wintershall AG wurde, die die führende Rolle im Kalisyndikat inne hatte, sich aber seit 1931 mit der Förderung heimischen Erdgases und Erdöls ein weiteres Geschäftsfeld erschloss. In der 1930er Jahren wurde Wintershall schließlich zu einem vertikal gegliederten Konzern, der die Stufen von der Gewinnung des Rohstoffs bis zu dessen Verarbeitung einschloss. Rosterg war dessen entscheidender Anteilseigner (daneben Günther Quandt). Bis 1945 besaß er 50% des Aktienkapitals.

Der Vorstandsvorsitzende von Wintershall gehörte zu den Industriellen, die schon früh die nationalsozialistische Bewegung unterstützten. 1931 war er einer derjenigen, die Hitler für den Fall eines Linksputsches 25 Millionen Reichsmark zu Verfügung stellten. 1932 trat Rosterg dem Freundeskreis Wilhelm Keppler bei, der sich zum Ziel setzte, Hitler in wirtschaftlichen Fragen zu beraten, wohl aber keine entscheidende Rolle spielte. Im November des gleichen Jahres gehörte der Unternehmer zu den Unterzeichnern einer Eingabe aus der Wirtschaft, die den Reichspräsidenten zur Ernennung Hitlers als Reichskanzler aufforderte. Als Hitler an der Macht gekommen war, erläuterte er am 20. Februar 1933 in einem Geheimtreffen Industriellen sein innenpolitisches Ziel der Zerschlagung der Demokratie. Rosterg gehörte wiederum zu den Teilnehmern, die eine Wahlkampfhilfe von 3 Millionen RM für die (letzte halbwegs freie) Reichstagswahl vom 5. März 1933 versprachen. Der Freundeskreis Keppler firmierte nun als „Freundeskreis Reichsführer SS“, in dem es Männern aus der Wirtschaft auf ihre Einflussnahme auf das Regime für ihre Interessen ging – mit August Rosterg als Mitglied, der zusammen mit den anderen etwa 50 Mitgliedern seit 1935 jährlich etwa 1 Millionen RM an Himmler überwies.

Himmler sah etwa seit 1936 in dem Freundeskreis die Möglichkeit, mit Industriespenden den Aufbau der SS zu beschleunigen. Er diente ihm als Progagandainstrument. Zu seinem Programm gehörten auch Besuche in Konzentrationslagern, so im KZ Dachau und im KZ Sachsenhausen. Die Firmen der Mitglieder verschafften sich erhebliche Vorteile.

Wintershall profitierte von der Aufrüstung, vom Krieg und der Arbeit von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Der Konzernlenker Rosterg war zudem Aufsichtsratsmitglied in der 1941 gegründeten „Kontinentale Öl AG“ zur Ausbeutung der Erdölquellen in der Sowjetunion.1944 setzte er sich nach Schweden ab, wo er 1945 in Stockholm starb.

Wintershall benannte seine 1957 eingeweihte Unternehmenszentrale in der Friedrich-Ebert-Straße nach dem langjährigen Generaldirektor. Das Unternehmen betrachtet ihn heute als Teil seiner Unternehmensgeschichte, aber nicht einen guten Teil. Seit Jahren ist das Gebäude deshalb nicht mehr nach Rosterg benannt und auch eine 1957 aufgestellte Büste zu seinen Ehren ist inzwischen entfernt.

Quellen

Rasch, Manfred, "Rosterg, August" in:Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 98-99

Wikipedia

(beide mit weiterführenden Literaturhinweisen und Links)

Artikel "Freundeskreis Reichsführer SS", in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997.

Wintershall AG (Hg.), Ansprache in der Feierstunde aus Anlaß der Enthüllung einer Büste des Schöpfers des Wintershall-Konzerns sowie der Fertigstellung des Gebäudes der Hauptverwaltung in Kassel, gehalten von Wilhelm Zentgraf, Vorsitzender des Vorstands der Wintershall Aktiengesellschaft, Kassel  1957