Rita Hayworth
Als die Schauspielerin 1947 in den Vorderen Westen kam, galt sie als schönste Frau der Welt und war in den Jahren zuvor in Hollywood zum Superstar aufgestiegen. Während des Zweiten Weltkrieges hatte Hayworth wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen ihr Land und dessen Soldaten moralisch unterstützt: Sie warb für Kriegsanleihen, trat in Radioshows für Soldaten auf, tanzte mit GIs in der legendären Hollywood Canteen oder trat gemeinsam mit ihrem späteren Mann Orson Wells in Zaubershows für die Army auf.
Auch nach dem Krieg engagierte sie sich in der Betreuung der amerikanischen Truppen in Europa, und dieses Engagement führte sie 1947 in den Vorderen Westen. Sie hatte im gleichen Jahr den Film „Die Lady von Shanghai“ gedreht, mit dem sie mit einer Kurzhaarfrisur in das ernste Rollenfach wechseln wollte.
Die Hessischen Nachrichten führten nach ihrer Ankunft in Kassel ein Gespräch mit Rita Hayworth und berichteten am 5. Juli 1947 darüber:
Als wir sie am Donnerstagmorgen sahen, beklagte sie sich, dass sie ihre schönen langen Haare ihrem letzten Film opfern musste. „In meinem nächsten Film werden Sie mich wieder in der gewohnten langen Lockenpracht, sehen", sagte sie ein wenig unvermittelt. Acht Monate harter Arbeit erfordert ein einziger ihrer Revuefilme. Aber in Zukunft will sie auch zwischendurch in ernsten Filmen spielen. Wir sollten nur ja nicht glauben, erzählt sie uns, dass die Arbeit eines Hollywood-Stars ein Honiglecken sei. Ein normaler Alltag fängt um 5.30 Uhr an. Um 6.30 Uhr wird gefrühstückt, um 9 Uhr beginnt die Dreharbeit, die bis 13.30 Uhr dauert und nachmittags weiter geht. Abends um 10 Uhr, behauptet Rita, sinke sie dann todmüde ins Bett.
Dieser Alltag wird für Rita Hayworth im September wieder beginnen. Bis dahin ist sie für das Unterhaltungsprogramm der US-Armee in Europa unterwegs. Das heißt, dass sie sich jeweils 15 Minuten in die Soldatenklubs setzt, ein Bier trinkt und mit den Soldaten unterhält. Seit dem 30. Juni ist sie in Deutschland, wo sie in den ersten drei Tagen 85 000 Soldaten auf diese Weise den Genuss ihrer Anwesenheit verschafft hat. Bis zum 8. Juli sollen weitere 165 000 Gl's glücklich gemacht werden, dann wird Rita Deutschland verlassen und in Prag, Paris und London den Boden für ihre künftigen Filme durch persönlichen Charme und Presse-Interviews vorbereiten. (…)
Sie sei „impressed by the lovely scenery", antwortete sie, als wir sie fragten, wie ihr Deutschland gefiel. Sie muss sich mächtig wundern, dass es nur zwei Kinos in Kassel gibt, aber sie hofft, dass sie dort dann auch der deutsche Teil der Kasseler Bevölkerung wird sehen können, wenn nämlich ihre beiden Filme „Cover Girl" und „Jelda", an denen ihr offensichtlich viel liegt, für Deutschland freigegeben werden.
„Good bye, Rita"
Im Vorderen Westen wurde immer wieder der „Mythos‘“ gepflegt, Rita Hayworth habe hier in den Jahren 1946/47 über Monate hinweg gelebt, wozu eigens ein Haus in der Raabestraße für sie beschlagnahmt worden sei (so im Extra Tip vom 22.7.2007). Ein paar Tage in Kassel hatten wohl dazu gereicht – im Rahmen einer Europareise, die in der Tat mehrere Monate dauerte.