Stadtteilkonferenz: Wohnen im Vorderen Westen – Zügelloser Wohnungsmarkt oder strategische Wohnungspolitik?
In vielen Großstädten in Deutschland wird mittlerweile über Regelungen des Wohnungsmarktes zum Teil heftig und kontrovers diskutiert. Diese Debatte scheint in Kassel bei den für die Wohnungspolitik Verantwortlichen bisher noch nicht angekommen zu sein. Deshalb soll in dieser Stadtteilkonferenz eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Wohnungspolitik im Vorderen Westen erfolgen und eine Diskussion über Maßnahmen und konkrete Schritte gegen Gentrifizierung eingeleitet werden.
Die Mieten im Vorderen Westen steigen bei Neuvermietung immer mehr und es gibt einen offensichtlichen Verdrängungsprozess angestammter Mieter durch ungebremste Umwandlung von bezahlbarem Wohnraum in Eigentumswohnungen. Dies wird teilweise mit sehr rüden Methoden durchgesetzt (siehe z. B. Goethestraße 71 und 73 oder Wilhelmshöher Allee 174). Soweit im Vorderen Westen neu gebaut wurde, entstanden fast ausschließlich Wohnungen (in der Mehrzahl Eigentumswohnungen) für besser Verdienende. Insgesamt nimmt auch der Bestand an bezahlbarem Wohnraum immer mehr ab. So findet eine soziale Entmischung des Stadtteils statt, das heißt, dass im Stadtteil die besser verdienende Mittelschicht überrepräsentiert ist. Für weniger Begüterte reduziert sich dagegen nicht nur der verfügbare Wohnraum, sondern auch ihre sozialen Räume werden immer weiter beschnitten.
Mit dieser Stadtteilkonferenz soll eine Möglichkeit eröffnet werden, über die Folgen dieser von politischer Seite weitgehend ignorierten Veränderungsprozesse im Stadtteil zu diskutieren. Es sollen Maßnahmen beraten werden, wie die Wohnraumentwicklung unter Berücksichtigung bezahlbarer Mieten gestaltet werden kann und welche politischen Möglichkeiten der Gegensteuerung gegen Entmietung und Verdrängung vorhanden sind. Auch die große Integrationsbereitschaft der Stadtteilbewohner soll dafür genutzt werden, indem ein offenes Forum für Betroffene und Mieter im Stadtteil geschaffen wird, wo sie sich artikulieren können und mit ihren Fragen und Problemen Gehör finden. Die Erfahrung zeigt, dass politische Veränderungen in der Regel ohne Druck durch die Betroffenen nicht in Gang kommen.
Die Stadtteilkonferenz findet am Samstag 22.02.2020 von 14 – 18 Uhr im Stadtteilzentrum Vorderer Westen (Elfbuchenstraße 3, 34119 Kassel) statt.
Programm
14.00 | Begrüßung | Holger Möller (Kassel-West e. V.) |
14.10 | Einführung | Hermann Bullinger (Kassel West e. V.) |
14.20 | Wohnen in Kassel und im Vorderen Westen: Fakten, Handlungsfelder, Instrumente | Christof Nolda (Stadt Kassel) Fabian Schäfer (Stadtplanung Kassel) |
15.00 | Kurzreferate/Statements | Dr. Hans-Jürgen Kampe (Hösch-Kröger-Kampe) Uwe Flotho (Vereinigte Wohnstätten 1889 e. G.) Maximilian Malirsch (Mieterbund Nordhessen e.V.) |
15.30 | Diskussion |
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15.50 | Kaffeepause |
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16.20 | Erfahrungen und Forderungen von Betroffenen | N.N. |
16.40 | Mit welchen Maßnahmen kann gegen Entmietung und für den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum gegengesteuert werden? Erkenntnisse und Erfahrungen aus Frankfurt | Sieghard Pawlik (Frankfurt; Stadtverordneter, Vorsitzender Mieterbund Hoechster Wohnen) |
17.10 | Abschlussdiskussion mit den Referent*innen |
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18.00 | Ende der Veranstaltung |
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