Skip to main content

Italienische Zwangsinternierte ("Badoglios")

Nachdem 1943 in Italien mit Mussolini der Verbündete Deutschlands gestürzt worden war, schloss das Land einen Waffenstillstand mit den Alliierten und schied aus dem Bündnis mit Deutschland aus. Daraufhin errichtete die Wehrmacht ein brutales Besatzungsregime, das auch durch eine Reihe von Massenmorden gekennzeichnet war. Etwa 600.000 italienische Soldaten wurden als „Italienische Militärinternierte“ (IMI) zur Zwangsarbeit nach Deutschland und Polen verschleppt, denen der nach dem Völkerrecht zustehende Schutz für Kriegsgefangene versagt wurde. Nach den rassistischen Gesichtspunkten des NS-Regimes wurden sie fast den sowjetischen Kriegsgefangenen gleichgestellt. Häufig wurden sie nach dem ersten postfaschistischen Regierungschef Pietro Badoglio als „Badoglios“ bezeichnet, für die Deutschen ein Synonym für „Verräter“  und ein Schimpfwort für ein Volk.

Zwangsinternierte Italiener gab es auch in Kassel. Sie waren unter anderem in den Zwangsarbeiterlagern Struthbachweg und Bunsenstraße untergebracht oder besser inhaftiert. Im Vorderen Westen, einem Wohngebiet ohne Industrie, gab es solche Zwangsarbeiterlager nicht. Italienische Zwangsinternierte finden wir jedoch auf mehreren Fotos im Zusammenhang mit dem Vorderen Westen. Sie waren maßgeblich an der Aufschüttung von Trümmern im Bereich der ehemaligen Stadtkaserne beteiligt, was diesem Trümmerberg die Bezeichnung „Badoglio-Hügel“ einbrachte. Ein Foto zeigt, wie eine Gruppe dieser Internierten ganz offenbar zu dieser Zwangsarbeit durch das Königstor geführt wird. Andere, gleichfalls von Karl Paetow hinterlassene Fotos zeigen, wie Italiener beim Rück-Umzug der städtischen Verwaltung in das provisorisch instand gesetzte Rathaus tätig sind. Dabei zeigen die beiden unteren Fotos nach der offiziellen Archivierung  „mehrere Umzugshelfer … in Höhe der Hohenzollernstraße 176,178 anlässlich des Rathausumzuges … Juni 1944.“ Bei den beiden Gebäuden handelt es sich um das Aschrottheim und das Nachbargebäude.