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Luisenschule

Gründung der Luisenschule im Jahr 1855

Die Gründung der Luisenschule im Jahr 1855 steht im Kontext der historischen Bedingungen des 19. Jahrhunderts. Öffentliche Bildungsmöglichkeiten gab es überwiegend für Jungen, wissenschaftliche Bildung für Mädchen galt als überflüssig. Wer für seine Tochter eine Bildung wünschte, die über die elementarsten Kenntnisse des Lesens, Schreibens, Rechnens und der Religion hinausging, war auf Privatschulen angewiesen. Der demokratische Oberbürgermeister Carl Schomburg unternahm jahrelang Anstrengungen gegen die Kurfürstliche Staatsregierung um für Mädchen, besonders für die aus finanziell schlecht gestellten Elternhäusern, die gleichen Bildungschancen zu schaffen wie für Jungen.

1855 Mädchenschule

Die Stadt mietete ein Haus in der Poststraße, der heutigen Mauerstraße. Der Andrang an diese Schule war so stark, dass die zur österlichen Aufnahme gemeldeten Mädchen oft mehrere Monate warten mussten. Darum ordnete der Stadtrat an, an erster Stelle die Töchter von Eltern aufzunehmen, die dem Gewerbestand angehörten und in Kassel wohnhaft waren. An zweiter Stelle erfolgte die Aufnahme von Mädchen der übrigen ortsansässigen Eltern und an dritter Stelle die Mädchen, die außerhalb Kassels wohnten.

Töchterschule, steigende Schülerinnenzahl

Am 16. April 1856 erhielt die „Mädchenschule“ den Namen „Töchterschule“. Die Umbenennung erfolgte auf Antrag des Schulleiters Dr. Clemen, der damit den Wunsch verband, die bestehenden „Gegensätze in Haltung, Ansehen und Bildung zwischen Bürger-, Beamten- und Adelstöchtern zu überwinden“. Aufgrund der steigenden Schülerinnenzahl musste die Stadt ein Wohnhaus in der Unteren Karlstraße (später: Gerhart-Hauptmann-Schule) und Privaträume in der Wolfsschlucht, am Königsplatz, in der Oberen Königsstraße, am Graben und in der Kölnischen Straße anmieten. Die Bevölkerung nahm zu und damit die Zahl der Schülerinnen an der Töchterschule. Als die Zahl im Jahre 1872 auf 1053 gestiegen war, wurde die Schule geteilt in Bürgertöchterschule I und. Bürgertöchterschule II, ab 1884 erhielten sie die Namen Mädchenbürgerschule I und II. Die Mädchenbürgerschule I bezog 1873/74 zu Klassenräumen umgestaltete Zimmer in zwei Häusern in der Frankfurter Straße.

Die Mädchenbürgerschule als Mittelschule

Die Mittelschule mit dem Pflichtfach Französisch sollte sich abgrenzen gegenüber der Höheren Bildung und der Volksschulbildung. Um der wachsende Zahl der Schülerinnen Rechnung zu tragen, wurde die Schule 1906/07 geteilt in die Amalienschule und Luisenschule. Die Amalienschule (nach Landgräfin Amalia Elisabeth) entstand in den neu errichteten Gebäuden in Garten- und Wimmelstraße.

Die Luisenschule erhielt ihren Standort in der Luisenstraße

Die Luisenschule erhielt ihren Standort in der Luisenstraße, benannt nach Louise von Bose. Beide Mädchen-Mittelschulen verfügten über einen Zeichensaal, einen Raum für physikalischen und chemischen Unterricht, einen Experimentierraum und eine Aula mit Orgel. In einem Teil des Kellers befand sich ein öffentliches Wannen- und Brausebad. Schulgeld war obligatorisch. Bis Ostern 1907 waren beide Schulen noch achtklassig, d.h. für Schülerinnen vom 6. bis zum14. Lebensjahr. Dann wurde über die allgemeine Schulpflicht hinaus ein neuntes Schuljahr eingeführt.

Erster Weltkrieg, Weimarer Republik

Zu Beginn des l. Weltkrieges wurden. schulische Nähmaschinen vaterländischen Frauenverbänden zur Verfügung gestellt, Unterrichtsstunden standen im Dienst der Kriegsfürsorge. Sichtbare Zeichen des Krieges waren „Kohleferien” und die „Schulspeisung”. In der Zeit der Weimarer Republik wurde die vierjährige Grundschule für alle Kinder verbindlich eingeführt. So entstanden die Mittelschulen als weiterführende Schulen. Neue Lehrpläne bildeten die Grundlage für die Eigenständigkeit der Mittelschule, die im Hinblick auf den Zugang zu Frauenberufen wie z. B. Turn-, Handarbeits-, Haushaltungs- und Zeichenlehrerin besonders attraktiv war. Auch Stellen im mittleren Post- und Eisenbahndienst wurden anvisiert. Die Luisenschule erhielt viel Zulauf und musste ihre Raumnot durch die Errichtung von Baracken ausgleichen .

Zerstörung 1943

Schon bei Ausbruch des 2. Weltkrieges mussten die Baracken dem Roten Kreuz als Lazarett zur Verfügung gestellt werden. Ein Luftangriff im Sommer 1943 zerstörte im oberen Stockwerk die Lehrmittelsammlung und die Bücherei. In der Katastrophennacht vom 22.10.1943 wurde der gesamte Dachstuhl vernichtet, die Turnhalle zerstört, Zeichensaal, Physikraum und fast alle Klassenräume des l. und 2. Stocks brannten aus. Eine Luftmine zerstörte die Aula, das Lehrer- und Rektorzimmer.

Wiederaufbau

Im Herbst 1945 wurden alle zurückgekehrten Schülerinnen der Amalien- und Luisenschule in Listen erfasst. Die 350 Schülerinnen erhielten Unterricht in 6 Wohnungen von Eltern. Das erforderliche Heizmaterial musste jede Schülerin mitbringen.. Ab Februar 1946 konnte wieder Klassenunterricht stattfinden, allerdings in vier verschiedenen Gebäuden und im Wechsel an Vormittagen und Nachmittagen. Anfang Februar 1949 konnten in der Ruine der Luisenschule zwei Klassenräume behelfsmäßig eingerichtet werden. Innerhalb eines Jahres konnten die Schulküche, der Zeichensaal und die Turnhalle ihrer Verwendung zugeführt werden. 1951/52 erfolgte der Ausbau des Nordflügels. Das Schulgrundstück erhielt eine Grünanlage mit Laufbahnen und Sprunggruben. Trotz des Anbaues entstand bald erneut Raumnot. Dies erforderte die Ausgliederung von fünf Klassen in ein neues Schulgebäude. Diese neue Schule wurde 1957 als Mittelschule Schützenstraße eingeweiht, die heutige Carl-Schomburg-Schule. Im Jahr 1958 wurde die Luisenschule aus verwaltungstechnischen Gründen aufgeteilt und die Annette-v.-Droste-Hülshoff-Schule gegründet. Der Altbau wurde den Schülerinnen der neuen Schule zugewiesen, im Neubau fand der Unterricht für die Luisenschülerinnen statt. 1965 fand die Annette-v.-Droste-Hülshoff-Schule Räume in der Gräfestraße.

Aufnahme von Jungen ab 1979

Am 30. Mai 1979 beschloss die Gesamtkonferenz die Aufnahme von Jungen.

Die Luisenschule als Haupt- und Realschule mit Förderstufe

Die Reform des Schulwesens führte im Jahr 1985 zu einem Wechsel der Schulorganisation: Die Förderstufe wurde eingeführt und es wurde ein Hauptschulzweig eingerichtet. Auf dem Weg zu stadtteilgebundenen Gesamtschulen wurden Schulverbünde gebildet. 1993/94 stiegen die Anmeldezahlen für die Realschulklassen 5 der Luisenschule auf 110 an, der Hauptschulzweig wurde gar nicht mehr angewählt Seit 1997 ist die Luisenschule wieder selbständige Realschule.

Quelle: Archiv Luisenschule

http://www.luisenschule-kassel.de