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Weyrauchstraße

Der Straßenname würdig den hessischen und später preußischen Beamten und Politiker Ernst von Weyrauch (1832-1905). 1947 wurde die Weyrauch- in Mehringstraße umbenannt, womit man - allerdings nur bis zum Jahr 1949 - den sozialdemokratischen Journalisten, Publizisten und Historiker Franz Mehring ehrte.

Franz Mehring war bürgerlicher Herkunft. Am 27.2.1846 in Schlawe (Pommern) als Sohn eines Offiziers und Juristen geboren, studierte er in Leipzig und später in Berlin klassische Philologie und Geschichte. Begegnungen mit August Bebel und Karl Liebknecht in Berlin sowie mit Anhängern der "sächsischen Volkspartei" prägten ihn früh. Mehring, der als Journalist und Parlamentsreporter, auch wenn er zeitweise mit den Nationalliberalen sympathisierte, demokratische Standpunkte vertrat und schließlich seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre für die Ziele der Arbeiterbewegung eintrat, schloss sich trotz zeitweiliger Entfremdung und Dis­tanzierung 1891 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an. Dazu beigetragen hatten das Studium der Schriften von Karl Marx, die Entwicklung eines freundschaftlichen Verhältnisses zu Bebel und Liebknecht , die Empörung über das Sozialistengesetz und schließlich ein Zerwürfnis mit der bürgerlichen Presse, innerhalb derer er ein wichtiges Sprachrohr der Gegner der Sozialistengesetze war.

Seit 1891 wurde er in seiner Tätigkeit als Mitherausgeber der sozialdemokratischen Wochenschrift "Neue Zeit" und Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung" zu einem der einflussreichsten und bekanntesten sozialdemokratischen Journalisten, begann aber parallel dazu damit, als Historiker zu publizieren. Als einer der ersten schrieb er eine wissenschaftliche Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, die wie andere Werke auch vom Standpunkt des historischen Materialismus aus verfasst ist. Zudem begründete er eine marxistisch orientierte Literaturwissenschaft. 1906 bis 1910 lehrte Mehring an der Parteischule der SPD.

Seit 1912 bekämpfte er zusammen mit Karl Liebknecht die revisionistischen Ansichten Eduard Bernsteins und Friedrich Eberts, die sich des parlamentarischen Systems bedienen wollten, und entfernte sich damit von der Linie der Parteiführung. Als Angehöriger der innerparteilichen Opposition, die die Kriegskredite ablehnte, distanzierte sich Mehring zunehmend von der SPD, war seit 1915 Mitherausgeber der "Spartakusbriefe" und beteiligte sich deshalb 1916 an der Gründung der Spartakusgruppe, was ihm vier Monate Haft einbrachte. 1917 wurde er für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) und für den verhafteten Liebknecht  in den preußischen Landtag gewählt. Ende 1918 beteiligte er sich noch an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Erkrankt und schwer betroffen von der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts im Zusammenhang mit dem Januaraufstand in Berlin, starb Franz Mehring am 28.1.1919.

Werke: Die Lessing-Legende (1893) - Die deutsche Socialdemokratie, 2 Bde. 1897f.

aus: Werkstatt Geschichte an der Albert-Schweitzer-Schule. Vom Hohenzollernviertel zum Vorderen Westen, Kassel 2005