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Soziale Bewegungen im Vorderen Westen

In den 1970er Jahren wurde der Vordere Westen zum bevorzugten Stadtteil neuer sozialer Bewegungen und auch alternativer Unternehmensformen (wie z. B. "gestochen scharf" und "ABC-Buchladen"). So entstanden ein Lehrer-, ein Umwelt- und ein Frauenzentrum, ein Treffpunkt der Evangelischen Studentengemeinde. Initiativen sorgten sich um die Identifikation mit dem Stadtteil und gesellschaftlich relevanten Themen.

Die Redaktion des Alternativmagazins “Stattzeitung” zog in die Elfbuchenstraße 18 ein, kleinere Läden wurden wieder belebt, die “Kneipenszene” im Vorderen Westen nahm einen Aufschwung. An der Ecke von der Lassallestraße zum Bebelplatz zog der Praxisladen ein. Die Initiative “Im Westen was Neues” veranstaltete auf dem Bebelplatz ebenso wie an anderen Orten des Stadtteils Feste und Konzerte (was der Ortsbeirat später fortzusetzen trachtete), der Friedensbewegung wurde er zum Demonstrationsort, ein Künstler entdeckte ihn als Atelier.

In einem Artikel der HNA über ein Fest auf dem Augustu-Bebel-Platz hieß es 1978:

Jung und alt beim Feiern auf der Straße

Bürger und Bürgerinitiativen auf dem Bebelplatz

 

Kassel. Rund ging es rund um den Bebelplatz und auch mitten darauf unter Bäumen – beim Fest der alten und neuen Bewohner dieses Teils des Kasseler Westens. Nach einem Kaffeegarten und Kulturabend zur Einstimmung während der vergangenen Woche wurde am Samstag und Sonntag ein Straßenfest gefeiert. Der Bebelplatz war dazu für den Fahrzeugverkehr gesperrt worden. Nur die Straßenbahn kam durch. Sie passte irgendwie in die Stimmung, die vergessen ließ, dass man mitten in der großen Stadt auf der Straße saß, beim Bierchen mit Freunden und Bekannten. Oder auch, um mit Nachbarn über Fragen zu diskutieren, wie etwa die, dass die Bäume auf einem Neubaugrundstück an der Friedrich-Ebert-Straße erhalten bleiben - nach dem Einsatz einer Anwohnerinitiative.

Vielfältig war das Gebotene vor allem beim Fest am Samstag. Da hatten die Kinder auf dem Rasen ihre Flohmarkt-Auslagen ausgebreitet, tummelten sich andere bei Spielen. Daneben gab es Information, Protest und Aktion: Die Fraueninitiative nutzte die Gelegenheit zur Vorstellung ebenso wie die Radfahrer-Inivitiative, die Atomkraftgegner und andere Gruppen. Für Altglas-Wiederverwendung und das Aufstellen von Sammelbehältern wurden Unterschriften gesammelt, , während die Radler-Interessenvertretung (“Wir tun das, was eigentlich die Stadt erkunden müsste”) auf einem Stadtplan durch eine Bürgerbefragung erkundete Radwegebedürfnisse festzuhalten versuchte. (...)

(HNA, 3.7.78)