Vier neue Stolpersteine am Tag der Befreiung
Bei sonnigem Wetter und mit reger Beteiligung weihte Stolpersteine in Kassel e. V. am 8. Mai 2022, dem Tag der Befreiung, vier neue Stolpersteine im Vorderen Westen ein. Der Stein vor der Goethestraße 1 erinnert an das Schicksal von Berthold Schiff, der 1941 nach Riga deportiert wurde. Über mehrere Stationen der Haft und des Leidens wurde er schließlich kurz vor Kriegsende am 1. Mai 1945 im Lager Nordmark bei Kiel vom schwedischen Roten Kreuz befreit. Nach dem Krieg musste er um Entschädigung mühsam kämpfen.
Victor Oppenheim war Mitinhaber der Rosshaarspinnerei Oppenheim und Söhne in der Nordstadt. Er und seine Frau Julie sahen schon zu Beginn der NS-Herrschaft keine Perspektive mehr für sich in ihrer Heimat Deutschland. Eine längere Suche nach Auswanderungsmöglichkeiten führte die beiden über Belgien schließlich 1937 in die USA. Zwei Steine vor der Herkulesstraße 6 sind ihnen gewidmet.
Dem Kaufmann Hans Heinz Merkel kosteten einige kritische Bemerkungen über das NS-Regime am Ende das Leben. Nach dem „Heimtückegesetz“ 1942 zu zwei Jahren Haft verurteilt, kam er in das KZ Stutthof bei Danzig. Einen mörderischen Schiffstransport von dort nach Flensburg kurz vor Kriegsende überlebte er noch, starb aber dort wenige Tage nach der Befreiung an den Folgen der Haft. Ein Stein vor der Wilhelmshöher Allee erinnert an ihn.
(Die jeweiligen Biografien bzw. Familiengeschichten finden Sie unter https://www.kassel-stolper.com/biografien/)