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Wahlen 1932/33

Die Preisgabe der Demokratie im Hohenzollernviertel

Im Reichspräsidentenwahlkampf von 1932 stand kaum noch eine demokratische Alternative zur Wahl. Im zweiten Wahlgang unterstützte selbst die SPD - angesichts der Aussichtslosigkeit eines eigenen Kandidaten – Hindenburg als das geringere Übel gegen Hitler und den Kommunisten Thälmann.

NSDAP und National-Konservative traten zwar gleichermaßen für die Abschaffung der Demokratie ein, bekämpften sich aber 1932 noch heftig im Kampf um die Macht. Während es den national-konservativen Kräften nicht gelang, die hoch politisierten Massen für eine autoritäre “Lösung” der Staatskrise zu gewinnen, erreichte die NSDAP in den Wahlen des Frühjahrs und Sommers 1932 immer mehr Wähler, ehe sie in den Novemberwahlen Einbußen erlitt. In dieser Situation segnete Reichspräsident Hindenburg ein Bündnis von National-Konservativen und Nationalsozialisten ab, indem er Hitler zum Kanzler einer Koalitionsregierung ernannte: Der Marschall und der Gefreite kämpften nun gemeinsam.

Die überwältigende Mehrheit des Vorderen Westens stand dahinter.  Das bürgerliche Viertel rund um den Hindenburgplatz war traditionell politisch „rechts“ geprägt, zunächst vor allem konservativ. (siehe die Lebenserinnerungen von Lisel Kahn, geb. Goldschmidt) 1933 bekannt sich eine absolute Mehrheit zu den Nationalsozialisten, überproportional viele entschieden sich nach wie vor für das Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreichs, also gleichfalls für eine Absage an die Demokratie von Weimar.  Bei den letzten Kommunalwahlen vom 12. März 1933 gaben fast 80 Prozent der Wählerinnen und Wähler dementsprechend diesen Parteien ihre Stimme.

Wahlergebnisse in Kassel 1933

Während im Vorderen Westen nur ein Bruchteil der Bevölkerung an der Demokratie fest hielt, “rechts” wählte, sahen die Wahlergebnisse in anderen Kasseler Stadtteilen anders aus: In Stimmbezirken der Altstadt oder der Nordstadt erreichten die Parteien der Arbeiterbewegung noch nach der sog. Machtergreifung eine absolute oder gar Zwei-Drittel-Mehrheit, wobei die Hochburg der Kommunisten bei den untersten Schichten in der Altstadt, die der Sozialdemokraten bei den Facharbeitern der Nordstadt lag.

Den Grafiken liegen eigene Berechnungen auf der Grundlage der in der Presse veröffentlichten Wahlergebnisse zugrunde. (Wolfgang Matthäus (Hg.), Vom Markt zum Bebelplatz. Eine Dokumentation, Kassel 2001 (Schriften der Werkstatt Geschichte an der Albert-Schweitzer –Schule)